Andere Biomarker
In bestimmten Stadien einer Dysplasie kann man mittels Biomarker erkennen, ob sich ein Befund voraussichtlich verschlimmert oder ob eine ‚Spontanheilung‘ wahrscheinlich ist.
Sichere Diagnostik mittels Biomarker
Ziel der Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung ist es, krankhafte Veränderungen rechtzeitig und zuverlässig zu erkennen und schonend zu behandeln. Bei der Behandlung sollte vermieden werden, unnötige Eingriffe vorzunehmen. Biomarker können dabei helfen, bei Frauen mit einem auffälligen Befund zwischen Verdacht und tatsächlicher Erkrankung zu unterscheiden.
Die Erkenntnis, dass eine Infektion mit HP-Viren vorliegt, ist oft ohne Aussagekraft, insbesondere bei einem unauffälligen Pap-Abstrich mit hoher Sensitivität (Sicherheit). Wenn beim Pap-Abstrich auffällige Zellen entdeckt wurden, ist die genaue Kenntnis einer HPV-Infektion und der damit einhergehenden Besonderheiten jedoch oft hilfreich.
Neben der genotypisierte HPV-Untersuchung kann in bestimmten Fällen auch die Kenntnis anderer Biomarker helfen, die Zellveränderung besser zu beurteilen. Denn die Resultate der genotypisierten HPV-Untersuchung in Verbindung mit den Ergebnissen anderer Biomarker ermöglichen meist eine noch bessere Risikobeurteilung, die eine gezielte Therapieempfehlung zur Überwachung oder Weiterbehandlung erlauben. Dadurch könnte der Frauenarzt sicherer entscheiden, ob ein Befund überwacht werden kann oder eine Therapie durchgeführt werden muss.
Die Biomarker bieten sich insbesondere für junge Frauen an, bei denen in der Zukunft ein Kinderwunsch bestehen könnte, denn gerade in diesen Fällen ist bei der Überwachung und Heilung ein gewebeschonendes Vorgehen notwendig. Hierbei können sie wichtige Hilfen bei der Therapieempfehlung sein.
Als Biomarker gelten neben dem HPV-Test die Untersuchungen L1, HPVix® und p16/Ki67 bzw. CINtec® PLUS. Für die Untersuchung werden die Zellen des Abstrichs weiter aufbereitet und untersucht. In bestimmten Stadien einer Dysplasie (Krebsvorstufe) kann man mittels dieser Biomarker Erkenntnisse gewinnen, ob sich ein Befund voraussichtlich verschlimmern wird oder ob eine ‚Spontanheilung‘ wahrscheinlich ist.
In Verbindung mit einem möglichst sicheren Pap-Abstrich (wir empfehlen den S-Pap) ist eine frühzeitige Erkennung von Krebsvorstufen und deren Behandlungsalternativen möglich und eine Übertherapie kann gut vermieden werden.
Biomarker L1 und cytoactiv®-Test
Wenn bei einem auffälligen Pap-Befund eine HPV-Infektion nachgewiesen wurde, kann untersucht werden, ob das Immunsystem der Frau in der Lage sein könnte, die HPV Infektion selbst zu bekämpfen.
Dazu muss in den Zellen des Gebärmutterhalses das ‚L1-Kapsidprotein‘ der HP-Viren vorhanden sein, welches das Immunsystem aktiviert und damit eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung der HPV-Infektion einnimmt. Dieses Protein sorgt dafür, dass der Körper eigene Antikörper bilden und sich dadurch erfolgreich gegen die Humanen Papillomviren wehren kann.
Lässt sich L1-Kapsidprotein nachweisen, kann mit 80%-iger Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass die Dysplasie (Krebsvorstufe) abheilt. Das geschieht oft innerhalb eines Jahres und wird auch als ‚Spontanheilung‘ aus eigener Kraft bezeichnet.
Wenn die HPV-Infektion jedoch voranschreitet, verbindet sich das genetische Material (DNA) der HP-Viren mit dem genetischen Material der menschlichen Zellen. Das führt dazu, dass anschließend das L1-Kapsidprotein nicht mehr vorhanden ist. Kann das L1-Kapsidprotein nicht mehr nachgewiesen werden, schreitet die Erkrankung wahrscheinlich voran und eine Therapie muss eingeleitet werden.
Der L1-Nachweis auf körpereigene Antikörper erfolgt über den cytoactiv®-Test. Für den Test kann ein vorhandener zytologischer Abstrich verwendet werden. Hierfür eignet sich insbesondere der S-Pap, weil hier die Zellen in einer dünnen Schicht ohne Zellüberlagerungen auf dem Objektträger vorhanden sind.
Biomarker HPVix®
Wenn bei einem auffälligen Pap-Befund eine HPV-Infektion nachgewiesen wurde und der L1-Test positiv war, eignet sich zur Ergänzung der serologische HPV Schnelltest HPVix®. Dieser Test dient dem Nachweis von Antikörpern gegen HPV 16 L1-Kapsidprotein in Vollblut, Serum oder Plasma.
Studiendaten belegen, dass Frauen, die gleichzeitig positiv auf L1 (cytoactiv®-Test) und HPVix® getestet wurden, eine fast 100%ige Chance auf Selbstheilung haben. Damit wurde bestätigt, dass die Kombination von cytoactiv® und HPVix® eine sichere Diagnostik ermöglicht.
Biomarker p16/Ki67 bzw. CINtec® PLUS
In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Biomarker p16/Ki-67 mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs assoziiert sind. Daher können die Biomarker p16/Ki-67 zum besseren Erkennen bösartiger Zellveränderungen (onkogen-transformierter Läsionen) eingesetzt werden, um den Befund eines zytologischen Abstrichs genauer zu bewerten und abzusichern, sofern der HPV-Status bekannt ist.
Bei p16 handelt es sich um ein normalerweise den Zellzyklus hemmendes Protein. Sein Nachweis ist ein Indikator für eine Dysplasie (Krebsvorstufe) und mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Verschlechterung, die eine Selbstheilung eher unwahrscheinlich macht.
Der 1983 von Prof. Dr. Harald Stein entdeckte Proliferationsmarker Ki-67 ist ein geeigneter Marker, um die Wachstumsfraktion einer Zellpopulation zu bestimmen und erhöht die Spezifität (Gesunde als Gesunde erkennen) des Tests.
Um das Testergebnis zu verbessern, werden beim sogenannten dual-stain p16/Ki-67 Verfahren beide Marker gleichzeitig bestimmt. Dieser wird als CINtec® PLUSvon der Firma Roche angeboten. Ein positives Reaktionsergebnis beider Marker in derselben Zelle spricht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Dysplasie mit der Tendenz zur Verschlechterung – selbst bei unauffälliger Zytologie.
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