FRÜHERKENNUNG GEBÄRMUTTERHALSKREBS

44% Krebs trotz Vorsorge: Das muss nicht mehr sein. Schluss damit!

Gesundheit
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Medizinische Vorgaben für Frauenärzte zur Vorsorge

 

Zwei Ordner im Büro, ein blauer mit der Aufschrift "EU Verordnungen" und darunter ein grauer mit der Aufschrift "EU Richtlinien".
Bei der Vorsorgeuntersuchung gibt es zu Ihrer Sicherheit medizinische Vorgaben. Achten Sie darauf, dass Ihr Frauenarzt diese einhält, um Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen und schonend zu behandeln.


Die Vorgaben

Die medizinische Leitlinie (S3-Leitlinie von 2017 zur Prävention des Zervixkarzinoms) sollte von jedem Frauenarzt eingehalten werden. Folgende Vorgaben im Zusammenhang mit der Früherkennung sind besonders zu beachten:

  • Die Überwachung auffälliger Befunde
  • Die Dysplasiesprechstunde bei Auffälligkeiten
  • Die ergänzende Diagnostik bei Auffälligkeiten
  • Die Schonende Behandlung

Überwachung auffälliger Befunde

Wenn eine Dysplasie (Krebsvorstufe) festgestellt wird, ist die betroffene Frau oft in größter Sorge. Allerdings ist es nicht immer notwendig, eine Dysplasie zu behandeln, denn häufig kann die Selbstheilung von Dysplasien durch das eigene Immunsystem abgewartet werden. Bei der Überwachung ist die Kolposkopie ein wichtiger Bestandteil. Darunter versteht man eine frauenärztliche Untersuchung, bei der die Scheide und vor allem der Muttermund mit einem speziellen Mikroskop (Kolposkop) betrachtet werden. Bei einer regelmäßigen, genauen, und sicheren Kontrolle kann man erkennen, ob sich die Zellveränderungen von selbst zurückentwickeln.

Sollte eine Gewebeveränderung längerfristig bestehen und sich nicht selbstständig regenerieren, muss sie genauer untersucht und möglicherweise behandelt werden.

Die Dysplasiesprechstunde bei Auffälligkeiten

In der Dysplasiesprechstunde lassen sich mit dem Kolposkop auffällige Stellen an Vagina und Muttermund erkennen und durch Gewebeentnahme (Biopsie) untersuchen. Meist kann nur durch die Biopsie geklärt werden, ob Gewebeveränderungen bösartig oder gutartig sind. Die Methoden sind zum einen die Probeexzision (PE), bei der eine Gewebsprobe der auffälligen Stellen zur diagnostischen Untersuchung durchgeführt wird und zum anderen die endozervikale Kürettage (ECC) um Auffälligkeiten im Muttermundskanal zu erkennen. Das Gewebe sollte von besonderes spezialisierten und qualifizierten Pathologen (Spezialdisziplin Gynäko-Pathologie) untersucht und beurteilt werden. Das ist Voraussetzung, um die sichere und schonende Behandlung einer Dysplasie zu planen.

Das Befundergebnis einer solchen kleinen Gewebeprobe wird nach Schweregrad in eine von drei CIN-Stadien eingeteilt. CIN bedeutet cervikale intraepitheliale Neoplasie und stellt eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs dar. Nach Abklärung eines auffälligen Befundes mittels Gewebeentnahme kann in der Regel zuverlässig entschieden werden, ob eine Überwachung oder eine Therapie notwendig ist.

Leider existieren nur wenig Dysplasiesprechstunden, bei denen Frauen die Sicherheit haben, entsprechend zuverlässig abgeklärt und schonend und sicher behandelt zu werden. Die Qualität einer Leistung ist für Laien nicht immer sofort erkennbar. Daher haben häufig wissenschaftliche Fachgesellschaften Kriterien aufgestellt, die Qualität überprüfbar machen und damit auch sichern. Solche Überprüfungen enden häufig in „Gütesiegel“ oder „Zertifizierung“. Allerdings ist selbt die Qualität von "zerfifizierten Einrichtungen" für die Patientin und oft auch für den Facharzt nicht beurteilbar. 

Sie könnten sich Ihr eigenes Bild über von Frauenärzten angebotene Dysplasiesprechstunde machen. Hierbei könnten Ihnen zwei Kriterien bei der Urteilsbildung helfen: 1. Werden Sie im Rahmen der Versorgung über die Sicherheit der Abstrichmethoden bzw. des Pap-Tests und Ihrer bisherigen Befunde aufgeklärt und werden moderne sichere Abstrichmethoden angewandt? 2. Werden Ihnen schonende Behandlungen angeboten, insbesondere konservative Behandlungen oder bekommen Sie die Empfehlung, abzuwarten und auf Besserung bzw. Heilung zu hoffen oder als Alternative die Operation? In unserer Praxis verfügen wir über Dysplasiesprechstunden, die diesen Anforderungen gerecht werden.

Ergänzende Diagnostik

Wenn beim Pap-Abstrich auffällige Zellen entdeckt wurden, ist bei einer Behandlung die genaue Kenntnis einer HPV-Infektion oft hilfreich. Besonders geeignet ist die genotypisierte HPV-Untersuchung, die HPV-Typen einzeln untersucht und nachweist. Sie ermöglicht eine HPV Typ-identische Verfolgung der Infektion und das Verschwinden des HPV Typs nach Therapie zu bestätigen. Multiple Infektionen sind damit darstellbar. Dadurch wird eine bessere Risikobeurteilung ermöglicht, die eine gezielte Überwachung und Weiterbehandlung erlaubt.

Neben der genotypisierten HPV-Untersuchung kann in bestimmten Fällen auch die Kenntnis anderer Biomarker helfen, die Zellveränderung besser zu beurteilen. Hierzu zählen insbesondere die Biomarker p16/Ki67 und L1. Dazu werden die Zellen des Abstrichs weiter aufbereitet und untersucht. In bestimmten Stadien einer Dysplasie kann man mittels dieser Biomarker Erkenntnisse darüber gewinnen, ob sich ein Befund voraussichtlich verschlimmern wird oder ob eine ‚Spontanheilung‘ wahrscheinlich ist. Dadurch kann der Frauenarzt sicherer entscheiden, ob ein Befund überwacht werden kann oder eine Therapie durchgeführt werden muss.

Die Resultate der genotypisierten HPV-Untersuchung in Verbindung mit den Ergebnissen anderer Biomarkern ermöglichen meist eine noch bessere Risikobeurteilung.

Wenn ein Eingriff erwogen wird, ist eine Gewebeentnahme (Biopsie) notwendig, um eine Behandlung sicher zu planen.

Schonende Behandlung

Wenn ein Eingriff notwendig ist, sollte dieser schonend erfolgen, damit der betroffenen Frau kein unnötiger Schaden zugefügt wird. Leider sind schonende Behandlungen von Dysplasien nicht selbstverständlich. Konservative Behandlungen werden kaum angeboten. Gefahren entstehen durch Übertherapie, aber auch durch Untertherapien. Deshalb ist es bei der Therapieentscheidung drigend geboten, sich dabei auf Befunde zu stützen, auf die sich der Arzt und die Patientin verlassen können.

Noch immer empfehlen viele Ärzte für die Behandlung eine folgenschwere Messer- oder Schlingen-Konisation. Dies ist jedoch längst nicht in allen Fällen notwendig. Wenn ein Eingriff erfolgen muss, ist es wichtig, die Gebärmutter der Frau so zu erhalten, dass einem späteren Kinderwunsch nichts im Wege steht und Frühgeburten reduziert werden.

Nach Untersuchungen von P. Soergel et al. sind jedes Jahr ca. 760 Frühgeburten in Deutschland auf Konisationen zurückzuführen. Bei diesen Frühgeburten erleiden über 100 Kinder eine lebenslange Behinderung.

Alternativen für eine schonende und sichere Behandlung erfordern zunächst eine möglichst frühzeitige Erkennung von Krebsvorstufen, denn dann kann eine konservative Behandlung oder eine Behandlung im OP mit Kolposkop und Laser erfolgen.

Nach und auch während einer Behandlung muss die zuverlässige Betreuung und Nachsorge gewährleistet sein.



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WISSENSCHAFTLICHE UND GESETZLICHE DATEN:
Soergel P, Hillemanns P. Die Versorgung von Zervixdysplasien mittels Konisationen in Deutschland. Frauenarzt 2011; 52: 210-215