FRÜHERKENNUNG GEBÄRMUTTERHALSKREBS

44% Krebs trotz Vorsorge: Das muss nicht mehr sein. Schluss damit!

Gesundheit
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Proteste und Austritte aus der Leitlinien-Kommission zur Krebsfrüherkennung

 

Junge Frau mit braunen Haaren und roter Baskenmütze vor grauem Hintergrund hält weit aufgeschlagene Zeitung vor sich und zeigt großes Erstaunen und Aufregung über den Inhalt.
Kaum zu glauben: Wichtige Fachgesellschaften waren aus der Leitlinien-Kommission zur Änderung der Krebsfrüherkennung ausgetreten. Sie sahen die gebotene Neutralität, Unabhängigkeit und Professionalität verletzt. Sie beurteilten das Ergebnis der Kommission mit "Schwerwiegende und unkorrigierbare Fehler" und damit "unbrachbar". Trotzdem wurde das Ergebnis zur Grundlage der Änderung der Krebsfrüherkennung.


Starke Kritik an der Neuregelung führte zu Austritten von wichtigen Fachgesellschaften aus der Leitlinienkommission

Die Beratungen zur Neuregelung des Programms zur Früherkennung des Zervixkarzinoms (Gebärmutterhalskrebs) haben zu großer Kritik geführt. Insbesondere wurden Vorwürfe gegen HPV-Lobbyismus laut. Die Ablehnung und das Unverständnis von Fachgruppen mit hochkarätigen Experten haben zu Protesten und letztendlich zu Austritten von 5 wichtigen Fachgesellschaften aus der Leitlinien-Kommission geführt:

  • Der Berufsverband der Frauenärzte e.V.
  • Die Arbeitsgemeinschaft Cervixpathologie und Kolposkopie e.V.
  • Die Deutsche Gesellschaft für Zytologie
  • Die Arbeitsgemeinschaft zytologisch tätiger Ärzte in Deutschland e.V.
  • Der Bundesverband Deutscher Pathologen e.V.

In ihrem Schreiben vom 15.05.2014 hieß es „...die Präsidenten und Vorstände der unterzeichnenden wissenschaftlichen Gesellschaften und Berufsverbände ziehen mit sofortiger Wirkung ihre Mandatsträger aus der S 3 Leitlinien-Erstellung PRÄVENTION DES ZERVIXKARZINOMS zurück, und möchten Sie über die Ihnen aus vielen mündlichen und schriftlichen Eingaben bekannten Gründe nicht im Unklaren lassen."

Dabei gaben sie folgende Begründung für den Rückzug: „Es bestand und besteht weiterhin für die Unterzeichnenden jedoch der Eindruck, dass die Erstellung dieser Leitlinie weder ergebnisoffen, noch mit der gebotenen Neutralität, Unabhängigkeit und Professionalität vollzogen wird. Weder die Zusammensetzung der Gruppe, die Zieleformulierung noch die Entscheidungsfindung in der bisherigen Arbeit erfolgt nach objektiven Gesichtspunkten. Es besteht der begründete Verdacht, dass trotz gegenteiliger Evidenzen nur ein Paradigmenwechsel im Bereich sekundärer Prävention, der Krebsfrüherkennungsuntersuchung Frauen, angestrebt wird.“

Nichtsdestotrotz wurde nach diesen Austritten die höchst umstrittene Leitlinie (Empfehlung, wie eine Erkrankung festgestellt und behandelt werden sollte) zur Krebsvorsorge verabschiedet, auf die sich dann der „Gemeinsame Bundesausschuss“ bei seiner Änderung der Krebsfrüherkennung bezog.

Solch eine Form von Lobbyismus wird von immer mehr Menschen als legalisierte Korruption angesehen.

Bedeutung der Austritte für die Relevanz der Leitlinie

Die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) koordiniert seit 1995 auf Anregung des ‚Sachverständigenrats für die Konzentrierte Aktion im Gesundheitswesen‘ die Entwicklung von Leitlinien für Diagnostik und Therapie der einzelnen Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Die Resultate dieser Arbeit sind unter awmf.org öffentlich einsehbar. Nach dem System der AWMF werden die Leitlinien klassifiziert in S1, S2k, S2e und S3. Eine S3-Leitlinie hat dabei die höchste Qualitätsstufe, da sie alle Elemente einer systematischen Entwicklung durchlaufen hat. Die Leitlinie zur Prävention des Zervixkarzinoms ist eine solche S3-Leitlinie (sie hat die AWMF-Registriernummer 015/027OL). Da entgegen der Qualitätsstufe allerdings die wichtigsten Fachgesellschaften die Inhalte ablehnen, kommen folgende Fragen auf: Welche Relevanz hat die Herausgabe einer Leitlinie, an der die wichtigsten Fachgesellschaften ausgetreten sind? Wer kann das erklären? Und wer übernimmt hier die Haftung?

Kommentierung der Konsultationsfassung der Leitlinie

Fast 2 Jahre nach Austritt der Fachgesellschaften aus der Leitlinien-Kommission gab es zur Veröffentlichung der Konsultationsfassung vom 29.02.2016 (die kommentierbare Fassung, die noch nicht final ist) erneute Kritik, diesmal der Vorsitzenden 6 wichtiger Fachgesellschaften:

  • 1. Die Arbeitsgemeinschaft Zervixpathologie und Kolposkopie – AG CPC Vorsitzender
  • 2. Die Deutsche Gesellschaft für Zytologie – DGZ Präsidentin
  • 3. Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. – BVF Präsident
  • 4. Die Arbeitsgemeinschaft zytologisch tätiger Ärzte in Deutschland e.V. – AZÄD Bundesverband der Zytologen Vorstandsvorsitzender
  • 5. Der Bundesverband Deutscher Pathologen e.V. – BDP Präsident
  • 6. Der Berufsverband zytologisch tätiger Akademiker Deutschland e.V. – BEZAD Vorsitzende

Nach den bekannten wissenschaftlichen Daten und unserer Prognose zur Änderung der Krebsfrüherkennung ab 2020 werden sie vermutlich recht behalten. Sie äußerten sich folgendermaßen: „…Schwerwiegende und unkorrigierbare Fehler der aktuellen Fassung, welche die Leitlinie unbrauchbar bzw. unanwendbar machen.“ „Die laut AWMF-Regelwerk obligate Einbindung der Vertreter der Anwenderzielgruppe, die die Empfehlungen umsetzen sollen, war ab dem 12.5.2014 nicht gegeben (Austritt des Berufsverbandes der Frauenärzte BVF (> 14 000 Mitglieder), der Arbeitsgemeinschaft Zervixpathologie und Kolposkopie AGCPC der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, der Deutschen Gesellschaft für Zytologie DGZ, der Arbeitsgemeinschaft Zytologisch Tätiger Ärzte in Deutschland AZÄD). Dem Bundesverband deutscher Pathologen BDP und dem Berufsverband zytologisch tätiger Akademiker in Deutschland BEZAD wurde die Aufnahme in die Leitlinienarbeit mit dem Schreiben vom 15.11.2013 verweigert. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hatte sich bereits 2013 zurückgezogen.“


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WISSENSCHAFTLICHE UND GESETZLICHE DATEN:
Pilch H, et al. The presence of HPV DNA in cervical cancer: correlation with clinico-pathologic parameters and prognostic significance: 10 years experience at the Department of Obstetrics and Gynecology of the Mainz University. Int J Gynecol Cancer. 2001 Jan-Feb;11(1):39-48.
Rodríguez-Carunchio, L, et al. HPV-negative carcinoma of the uterine cervix: a distinct type of cervical cancer with poor prognosis. BJOG. 2015 Jan;122(1):119-27.
Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und American Social Health Association (ASHA) National HPV and Cervical Cancer Prevention Resource Center: CDC Fact Sheet Genital HPV, What are the symptoms and potential consequences of HPV?, Dezember 2007.
Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ,Division of STD (Sexually Transmitted Diseases) Prevention: The Ready-to-Use STD Curriculum Modules for Clinical Educators: Ready-To-Use STD Curriculum - Human Papillomavirus (HPV), Slide 8. Slide Presentation 2013.
Bosch FX, et al.. Reframing Cervical Cancer Prevention. Expanding the Field Towards Prevention of Human Papillomavirus Infections and Related Diseases. Vaccine. 2012;30 Suppl 5:F 1-11.
Moscicki A-B, Schiffman M, Burchell A, Albero G, Giuliano AR, Goodman MT, et al. Updating the Natural History of Human Papillomavirus and Anogenital Cancers. Vaccine. 2012;30 Suppl 5.