Übersicht Abstrichmethoden
Die Sicherheit, Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs bei der Vorsorge zu erkennen, ist abhängig von Abstrichmethode. Neben dem konventionellen Pap-Test und der Dünnschichtzytologie gibt es jetzt auch den S-Pap mit höchster Sicherheit.
Die bisherige Vorsorge:
Bisher waren zwei zytologische Methoden bekannt: Die von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlte ‚Konventionelle Zytologie‘ und die modernere Methode der ‚Dünnschichtzytologie‘ (LBC).
Die konventionelle Zytologie ist bereits über 90 Jahre alt. Sie ist Ihnen unter dem Begriff Abstrich oder Pap-Test bekannt und wird in Deutschland nach wie vor vorwiegend angewandt, obwohl sie eine Krankheit mit einer in Studien festgestellten Sensitivität (Sicherheit) von nur 20-35% erkennt. Diese geringe Sicherheit ist ein wichtiger Grund für Neuerkrankungen von Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, trotz Teilnahme an der Krebsvorsorge.
Die Dünnschichtzytologie wurde 1996 in den USA entwickelt und ist in vielen Ländern bereits Standard. Bei dieser Methode werden fast alle entnommenen Zellen konserviert und stehen vollzählig für die Untersuchung zur Verfügung. Ein Speziallabor bereitet die Probe auf, wobei Verunreinigungen entfernt und die gereinigten Zellen auf einem Objektträger ohne Zellüberlagerungen repräsentativ aufgebracht werden. Das Zellmaterial kann so gefärbt und unter dem Mikroskop besser und leichter beurteilt werden. Die Sicherheit bei dieser Methode ist höher und beträgt immerhin 76%.
In besonderen Fällen wird die Zytologie durch moderne Biomarker charakteristische biologische Merkmale, die als Referenz für Prozesse und Krankheitszustände im Körper verwendet werden können ergänzt, um Diagnosen und Therapiekonzepte abzusichern.
Unsere erste Entwicklung: Co-Testung
Seit 2007 beschäftigen wir uns in unserem eigenen Institut mit der Frage, was wir tun können, damit Gebärmutterhalskrebs nicht übersehen wird. Seither (von 2007 bis 2018) gab es ca. 25.080 Krebsfälle bei Frauen trotz Vorsorge und ca. 960.000 Konisationen, weil Krebsvorstufen erst spät erkannt wurden. Und wir wissen: Jeder Fall ist ein Fall zu viel.
In diesem Zusammenhang haben wir bereits 2010 die Co-Testung als Lösung vorgeschlagen und veröffentlicht, um so die Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs sicherer zu erkennen. Unsere Lösung wird sogar seit 2020 nach einem Beschluss des gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als neue Methode für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs angeboten, jedoch in der Qualität deutlich eingeschränkt, weil die Co-Testung mit dem konventionellen Abstrich vorgesehen ist.
Heute können wir sagen: Unsere Co-Testung in Verbindung mit modernen Abstrichmethoden als Lösung war 2010 nur der hilflose Versuch, weniger Krebsvorstufen zu übersehen. Nach unseren Untersuchungen gab es mit der Co-Testung nur eine geringfügig verbesserte Sicherheit. Damals gab es auch noch keine qualitätsgesicherte computerassistierte Unterstützung bei der Befundung von Abstrichen. Das ist heutzutage anders und unsere weitere Forschung hat sich ausgezahlt.
Unsere aktuelle Entwicklung: S-Pap
Da auch bei einer Sicherheit von 76% Dysplasien übersehen werden können, wurde der S-Pap mit einer Sicherheit von über 91% entwickelt. Er basiert auf der Dünnschichtzytologie von Hologic Inc. Um die Qualität der Zytologie (Zelllehre) zu steigern, wurden in über 5 Jahren alle Prozesse analysiert, optimiert und zusätzliche, teils zertifizierte Maßnahmen eingeführt.
Mit dieser Entwicklung von 2014 haben wir unsere damalige Lösung Co-Testung längst überholt und enorm verbessert. Der S-Pap bietet die derzeit höchste Sicherheit bei der Früherkennung, indem der Abstrich besonders aufbereitet wird und moderne Methoden zur Steigerung der Sicherheit angewendet werden, damit nichts übersehen wird.
Die Rolle der Krankenkassen
Von den gesetzlichen Krankenkassen wird nur das Minimum an Sicherheit bezahlt: Der konventionelle Abstrich. Auch die neue Vorsorge ab 2020 führ zu keiner Verbesserung (mehr Informationen dazu finden Sie hier). Die sicheren und modernen Methoden findet die Patientin in der Regel nur bei besonders geschulten Frauenärzten. Jedoch können Kassenpatientinnen dort bei der Vorsorge diese Methoden nur als individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) auf eigene Kosten erhalten.
Kolposkopische Untersuchung
Neben dem Abstrich kann die kolposkopische Untersuchung dabei helfen, Auffälligkeiten auch an der Vagina zu erkennen, da deren Zellen in dem normalen Abstrich nicht enthalten sind. Diese Methode könnte bei jeder Vorsorge eingesetzt werden, wird in der Regel jedoch nur verwendet, wenn Auffälligkeiten schon entdeckt wurden.
Mehr erfahren:
WISSENSCHAFTLICHE UND GESETZLICHE DATEN:
Fahey MT, Irwig L, Macaskill P. Meta-analysis of Pap test accuracy. Am J Epidemiol. 1995 Apr 1;141(7):680-9.
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