Ungelöste Probleme der neuen Vorsorge ab 2020
Die neue Vorsorge erhöht die Qualität der Früherkennung Gebärmutterhalskrebs nicht
Der HPV-Tests erkennt keine Krebsvorstufen
Die neue Vorsorge, die ab 2020 eingeführt wurde, unterscheidet sich von der alten Vorsorge maßgeblich für Frauen ab 35. Sie können jetzt statt jedes Jahr nur noch alle 3 Jahre den Pap-Abstrich in Anspruch nehmen. Dann allerdings in Verbindung mit einem HPV-Test. Diese Kombination wird auch Co-Testung genannt.
Eine Infektion mit dem Humanen Papilloma-Virus (HPV), die der HPV-Test ermittelt, ist die natürliche Konsequenz sexueller Aktivität. Die meisten Frauen – bis zu 9 von 10 – infizieren sich einmal im Leben mit HP-Viren. Bei sexuell aktiven Frauen sind es schätzungsweise 10 von 10. Glücklicherweise hat die Infektion in über 90% der Fälle keine Folgen und heilt innerhalb von 2 Jahren von selbst durch das körpereigene Immunsystem (CDC 2007).
Die HPV-Infektion führt eher selten zu Zellveränderungen, und die dabei entstandenen (Krebs)Vorstufen können häufig ohne weitere Behandlungen heilen (Spontanheilung). Insoweit ist die Kenntnis einer HPV-Infektion und demnach die HPV-Untersuchung oft ohne Aussagekraft. Außerdem ist sie in der Regel auch völlig belanglos, denn bei der Vorsorge geht es ja darum zu untersuchen, ob Zellveränderungen vorliegen. Und das kann der HPV-Test nicht feststellen. Es gibt zudem auch keine geeignete Therapie, um eine HPV-Infektion zu behandeln.
Zudem ist für viele Fachärzte unverständlich, warum das 35. Lebensjahr als Eintrittsalter für das HPV-Screening festgelegt ist, da im Widerspruch hierzu, Frauen mit zunehmendem Alter seltener HPV positiv sind.
Der HPV-Test erzeugt Unsicherheiten
Das HPV-Screening als Teil der Vorsorgeuntersuchung führt zu einer unverhältnismäßig hohen Zahl von Frauen mit einem positiven Testergebnis ohne entsprechende Erkrankung. Wenn Ihr HPV-Test also positiv ist, denken Sie möglicherweise, dass bei Ihnen Auffälligkeiten vorhanden sind, die sich zu Krebs entwickeln können. So könnten Sie unnötige Ängste entwickeln, und es besteht die Gefahr einer Übertherapie. Daher scheint für viele Frauenärzte das HPV-Screening als Teil der Vorsorge nicht von Nutzen, sondern eher gefährdend.
Der HPV-Test wird dann sinnvoll, wenn der Frauenarzt im Rahmen seiner Behandlung von Krebsvorstufen, deren Verlauf und Erfolg er überwachen will. Hierzu ist jedoch nur der genotypisierte HPV-Test geeignet, um die Infektionen der jeweiligen HPV-Typen zu überwachen und so Veränderungen feststellen zu können.
Die Festlegung des Beginns der Co-Testung mit bereits 35 Jahren bedeutet daher für viele Frauenärzte eine Gefährdung der Patientinnen, vor allem wegen der extrem hohen Anzahl falsch positiver Befunde. Eng damit verbunden könnten Überdiagnostik und Übertherapie sein, gerade bei den Frauen im bevorzugten Gebäralter. Übertherapien könnten Frauen gefährden, wenn Therapien angewendet werden, die nicht notwendig sind, aber die zum Beispiel das Risiko von Frühgeburtlichkeit erheblich erhöhen. Ein bekanntes Beispiel ist die Konisation.
HPV-Test zur Überwachung von Behandlungen
Der Co-Test ist nach unserer Erfahrung nur dann sinnvoll, wenn der Frauenarzt im Rahmen seiner Behandlung von Krebsvorstufen, deren Verlauf und Erfolg überwachen will. Hierzu könnte neben dem Abstrich ein zusätzlicher HPV-Test Erkenntnisse über die Entwicklung der einzelnen HPV-Infektion von bestimmten Typen liefern. Das setzt jedoch voraus, dass ein genotypisierter HPV-Test durchgeführt wird, der den Status von möglichst vielen einzelnen HPV-Typen angibt.
Zurzeit können mit unserem Test 27 verschiedene Genotypen des Virus untersucht werden. In anderen Test-Verfahren werden oft nur 14 Typen untersucht. Tatsächlich sind insgesamt ca. 150 HPV-Typen bekannt.
In dem Ausnahmefall der Überwachung einer Behandlung scheint die Co-Testung also als ergänzende Untersuchung sinnvoll. Im Normalfall brauchen Sie aber nur den Pap-Abstrich (Pap-Test). Hierbei sollten Sie wissen, dass der konventionelle Pap-Test häufig Krebsvorstufen übersieht. Nur mit Hilfe moderner Methoden wie dem S-Pap sind Sie auf der sicheren Seite, Zellveränderungen (Dysplasien) rechtzeitig zu erkennen, sicher zu überwachen und bei Bedarf schonend behandeln zu können.
Die Qualität der Krebsvorsorge ist noch immer gering
Die Co-Testung wird bereits seit dem 1.1.2020 nach einem Beschluss des gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als neue Methode für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs angeboten, jedoch in deutlich eingeschränkter Qualität. Das liegt daran, dass die Co-Testung als HPV-Test zusammen mit dem konventionellen Pap-Test (Abstrich-Test) vorgesehen ist. Allerdings ist gerade die Abstrichmethode auschlaggebend, ob Vorstufen sicher erkannt werden oder nicht. Die Sicherheit der Co-Testung würde sich deutlich erhöhen, wenn die HPV-Untersuchung mit modernen zytologischen Methoden wie dem S-Pap kombiniert werden würde.
Wir raten dringend dazu, dass jede Frau prüfen sollte, wie sie sich auch nach der Änderung der Früherkennung ab dem 1.1.2020 ausreichend vor Krebs schützen könnte. Unsere Empfehlung: Verwenden Sie den S-Pap.
Mehr erfahren:
WISSENSCHAFTLICHE UND GESETZLICHE DATEN:
Kjaer SK et al.: Population-based prevalence, type- and age-spezific distribution of HPV in women before introduction of an HPV-vaccination program in Denmark. Int J Cancer 2008; 123: 1864-70
Coupé VMH et al.: Age-dependant prevalence of 14 high-risk HPV types in the Netherlands: implication for prophylactic vaccination and screening. BJC 2008, 98: 646-51
Mortensen GL, Adeler AL: Qualitative study of women’s anxiety and information needs after a diagnosis of cervical dysplasia. Gesundh Wiss 2010; 18(5): 473-82
French DP, Maissi E, Marteau TM: Psychological costs of inadequate cervical smear test results. Br J Cancer 2004; 91(11): 1887-92
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